Nachruf Gey Fuhrmann

Wir trauern um unser Mitglied Gey Fuhrmann. Sie ist nach sehr langer Krankheit entschlafen.

Frau Fuhrmann und ihr Mann sind schon im Vereinsgründungsjahr 2010 zu uns gekommen und haben gerne an den Veranstaltungen des Allauchvereins teilgenommen, soweit es die Gesundheit von Frau Fuhrmann erlaubte.

Wir werden sie nicht vergessen und wünschen ihrem Mann viel Kraft.

Kleines „Gipfeltreffen“ auf der Kugler Alm

In der letzten Ausgabe des „Lebendigen Vaterstetten“ berichteten wir schon vom Oktoberfestbesuch unserer südfranzösischen Freunde aus Allauch. Neben Oktoberfest- und München-Besuchen gab es für Gäste und Gastgeber auch eine Führung in Vaterstetten mit Georg Reitsberger, bei der selbst alteingesessene Vaterstettener einiges Neue über ihre Heimatgemeinde erfahren konnten. Die kleine Gruppe um Bürgermeister de Cala aus der Kommunalverwaltung in Allauch lernte zudem am Oktoberfestmontag unsere Kreisstadt Ebersberg im Rahmen einer Stadtführung in französischer Sprache kennen.

Nach dieser Führung lud Leonhard Spitzauer sein französisches Pendant Lionel de Cala und seine Begleitung, sowie den Landrat Robert Niedergesäß und als Dolmetscherin Hannelore Beier-Endl  vom Allauch-Komitee in Vaterstetten zum Mittagessen in den Wirtsgarten der Kugler Alm in Ebersberg ein. Der Ort für dieses erste Treffen der Rathauschefs war perfekt gewählt. Umgeben von den sanften Hügeln der oberbayrischen Landschaft tauschte man sich beim guten Essen aus, ganz so, wie es unseren französischen Freunden gefällt.

Die Konversation lief weitgehend auf Englisch ab, nur selten kam die Dolmetscherin zum Einsatz. Auf Anhieb wurden mehrere Gemeinsamkeiten festgestellt. Beide Rathauschefs sind mit Ende 30 relativ junge Bürgermeister von etwa gleich großen Gemeinden (ca. 26.000 bzw. 21.000 Einwohner). Sowohl Leonhard Spitzauer als auch Lionel de Cala sind junge Familienväter und haben jeweils einen kleinen Sohn.

Der Bürgermeister aus Allauch schätzt die Arbeit der beiden Partnerschaftskomitees in Allauch und Vaterstetten sehr und ist bei offiziellen partnerschaftlichen Veranstaltungen in Allauch immer dabei. Er macht sich auch Gedanken darüber, auf welchen Ebenen partnerschaftliche Begegnungen stattfinden könnten. So erzählte er, dass der Handballverein in Allauch sehr an einer Begegnung mit einem Vaterstettener Handballverein interessiert wäre. Herr Spitzauer seinerseits teilte mit, dass ihn sein Pfingsturlaub nach Südfrankreich führen werde und dass er am gemeinsamen Partnerschaftsfest während unseres Allauch-Besuchs im Mai nächsten Jahres teilnehmen werde.

Nach der Begegnung der beiden Bürgermeister schrieb Lionel de Cala auf einer sozialen Plattform zu einem Foto, das beide in Ebersberg zeigt: „Kultur, Sport, Erziehung… Mehr als 40 Jahre Freundschaft zwischen unseren Gemeinden dank des Komitees Allauch-Vaterstetten. Es ist an uns, diesen Austausch zu erhalten!

Auf einen Aspekt der südfranzösischen und im Besonderen der Kultur in Allauch werden wir im November in einer Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der VHS Vaterstetten eingehen: „Südfranzösische Traditionen rund um die Jahreswende“ (Kurs Nr. Q7283).

Wir werden von südfranzösischen Traditionen an Weihnachten und rund um die Jahreswende erzählen und davon, was es zum Beispiel mit den Zahlen 3 und 13 auf sich hat. Seien Sie gespannt!

Schon jetzt möchten wir Sie auf unsere Krippen-Matinee aufmerksam machen. Sie findet dieses Jahr am 03. Dezember um 11:00 Uhr statt. Einlass ist um 10:15 Uhr.

Nachruf Brigitte Opitz

2023 scheint ein Jahr des Abschieds zu sein. Ende des Sommers verstarb nach langer Krankheit unser Mitglied Brigitte Opitz.

Frau Opitz hatte im Jahre 2010 mit ihrem Mitgliedsantrag an der Verlosung einer Reise nach Allauch teilgenommen und prompt gewonnen. Bis zuletzt hat sie unserem Partnerschaftsverein die Treue gehalten und sich für alle Aktivitäten interessiert.

Unser Mitgefühl gehört ihrer Familie.

Ein ungewöhnlicher Ausflug

Endlich in Allauch, so freute sich die ganze Reisegruppe aus Vaterstetten nach der 15-stündigen Busfahrt. Jeder war gespannt, welcher neue oder schon bekannte Gastgeber ihm zugeteilt würde, und genauso gespannt waren alle auf das Programm während dieser Woche. Besonders große Freude herrschte, als wir in jenem Jahr lasen, dass auch eine Schiffsfahrt durch die Calanques mit anschließendem Badetag in Cassis vorgesehen war.

Auch wenn man diesen Ausflug vielleicht schon einmal machen durfte, so ist er immer wieder ein Highlight. Die Calanques sind steilwandige Küsteneinschnitte, Fjorden ähnlich. Sie entstanden vor etwa 120 Millionen Jahren und erstrecken sich südlich von Marseille bis nach La Ciotat. Besonders reizvoll ist das Massif entlang der Küste auf 20 km zwischen Marseille und Cassis, das im Jahre 2011 zum Nationalpark erklärt wurde, dem „Parc National des Calanques“. Millionen Touristen kommen alljährlich, um dort zu wandern oder – besonders beliebt – zu klettern. Oder sie fahren wie wir mit dem Boot von Calanque zu Calanque, bewundern die bis zu 600 m hohen steilen Felsen mit den waghalsigen Kletterern und die malerischen kleinen Badebuchten mit dem tiefblauen Wasser.

Am „Tag der Tage“ strahlte die Sonne vom Allaucher Himmel, und wir stiegen sommerlich bekleidet in den Bus. In Cassis muss man abseits des Ortes parken, alle Reisenden steigen um in eine Bimmelbahn, die dann bis zur Bucht fährt. Das ist zum Auftakt immer ein Spaß, und dann ging es auch schon los, mit dem kleinen Schiff hinaus ins offene Meer zu den Calanques. Doch eh wir’s uns versahen, wurde es leicht neblig, wurde es sehr neblig, ja so neblig, dass nichts mehr zu erkennen war, kein Meer, keine Calanques. Nur die Spitze der hohen Felsen ragte hier und da blass sonnenbeschienen aus dem geheimnisvollen Weiß, das uns umhüllte. Ein bisschen mulmig wurde uns schon, wie denn unser Kapitän ohne jegliche Sicht an den Felsen vorbeikommen würde, doch natürlich hatte die moderne Technik alles im Griff: Fahrt nach Instrumenten hieß die Devise, kein Problem. 

So ungewöhnlich und interessant der Ausflug war, so war er doch enttäuschend, weil wir ja nichts gesehen hatten von dieser wuchtigen wunderbaren Natur. Und nun fragten wir uns auch, was denn statt des Badetages gemacht würde, denn Schwimmen im Nebel, wo keiner den anderen mehr sehen kann, erschien uns nicht gerade reizvoll. Das Schiff machte sich auf den Rückweg und siehe da: Ein Wunder war geschehen. Je mehr wir uns der Bucht näherten, desto dünner wurde der Nebel, und dann lag sie vor uns, die schöne Bucht von Cassis: in strahlender Sonne, so als hätte sie dort die ganze Zeit einfach auf uns gewartet.

Allauch, Cap Canaille mit Blick auf Cassis

Wenn der Tag erwacht

Sind Sie schon einmal zwischen 04:00 Uhr und 05:00 Uhr morgens durch den Englischen Garten gegangen? Frisch gestylt in Dirndl oder Lederhosn? Den Picknickkorb gefüllt mit Köstlichkeiten, Tischdecke, Geschirr, Besteck, Sektgläsern und Kandelaber? Dann waren Sie sicher auf dem Weg zum Kocherlball, der jedes Jahr am 3. Sonntag im Juli stattfindet. Zwar beginnen Musik und Tanz „erst“ um 06:00 Uhr, wenn die ersten Sonnenstrahlen den Biergarten am Chinesischen Turm erwärmen, aber wer einen Sitzplatz haben möchte, dem sei die Ankunft dort spätestens um 05:00 Uhr empfohlen. Welch eine Atmosphäre, wenn in der Morgendämmerung Kerzenlichter die gedeckten Tische erhellen und der erste Kaffee – oder Sekt – getrunken wird!

Dieses Erlebnis wollten wir auch unseren Freunden aus Allauch nicht vorenthalten und animierten die Gruppe vor einigen Jahren, sich um 04:00 Uhr morgens am Maibaum in Vaterstetten einzufinden zur gemeinsamen Fahrt nach München. Nur wenige Franzosen mochten sich so früh aus dem Bett schälen, aber diejenigen, die es geschafft hatten, waren voller Vorfreude und auch etwas ungläubig, dass es Menschen geben soll, die zu so früher Zeit tanzen gehen. Unsere Freundin M. hätte auch sehr gerne teilgenommen, aber da sie nicht mehr die Jüngste war, machte sich ihre Gastfamilie Sorgen, dass es für sie zu anstrengend sein könnte. So blieb sie daheim. Doch als tags darauf die kleine Gruppe der Frühaufsteher von diesem Ereignis berichtete, schwor sie sich, im Folgejahr dabei zu sein.

Und so geschah es. Sie übernachtete am Vorabend bei uns, um ihre Gastfamilie nicht zu wecken, wurde in ein fesches Dirndl gekleidet und auf ging’s. Auch ihr guter Freund, der Maler A. aus Allauch hatte sich dazugesellt. Mit Strohhut, weißem Hemd, schwarzer Hose und der typischen roten provenzalischen Schärpe um den Bauch sah er schon frühmorgens ausgesprochen unternehmungslustig aus.

Im Englischen Garten angekommen, entdeckte man nur vereinzelt menschliche Gestalten. Frühaufsteher wie wir? Oder „Durchgefeierte“? Plötzlich erklang ein kleiner Aufschrei unserer französischen Freunde: Dort in der Ferne, was war denn das? Sie trauten ihren Augen nicht – da waren doch tatsächlich die ersten „Nackerten“, die ihr Bad im Eisbach nahmen – ja sowas! Das hatte man hier in München nicht erwartet!

Im Biergarten erlebten wir die nächste Überraschung: Es war schon total voll, nur noch wenige Tische standen zur Auswahl! Als um Punkt 06:00 Uhr die Musik begann, strömten alle auf die Tanzfläche, und wunderschöne neue und alte Trachten waren zu bewundern. Während wir versuchten, die angesagten Schrittfolgen richtig einzuhalten, gab es bei unseren Freunden aus Allauch ein herrliches Durcheinander, insbesondere bei der „Münchner Francaise“. Unsere strahlende Freundin M. mit ihrem tollen weißen Zopf und der schicke Provenzale A. mit seiner roten Schärpe wurden von allen bewundert – sie waren die heimlichen Stars des Kocherlballs!

Traumziel erreicht!

Vom 02. – 09.06. ist eine Vaterstettener Reisegruppe in Allauch und verlebt dort eine wunderbare Woche mit schönen Ausflügen. Da wird bei dem einen oder anderen Mitfahrer sicherlich auch die Erinnerung an ein ungewöhnliches Erlebnis wach.

In jenem Jahr stand wieder einmal ein Besuch des Stausees Lac de Sainte-Croix und des Ortes Moustiers auf dem Programm. Moustiers gehört zu den schönsten Dörfern Frankreichs. Schon von weitem sieht man die 135 m lange Kette, die zwischen zwei Felsen gespannt ist und an der ein goldener Stern mit einem Durchmesser von 115 cm hängt – Herkunft und Bedeutung sind sagenumwoben. Abgesehen davon, dass es sich bei Moustiers um einen wirklich sehenswerten Ort handelt, liegt er auch nur 5 km entfernt von einer anderen landschaftlichen Attraktion: dem malerischen Stausee, in den der Fluss Verdon mündet, nachdem er eine der tiefsten Schluchten Europas durchquert hat, die „Gorges du Verdon“. Der Lac de Sainte-Croix ist der zweitgrößte Stausee Frankreichs, er bedeckt fast 22 km² Fläche und ist bis zu 90 m tief; der Sainte-Croix Staudamm wurde 1974 fertiggestellt.

Bei diesem Ausflug wird gerne zuerst am Stausee eine Picknickpause eingelegt, denn das klare Wasser lädt auch zum Schwimmen ein. Für unsere damalige Reiseleiterin kam allerdings ein Bad HIER NIE infrage – der See barg für ihr Empfinden „zu viele Geheimnisse“. Sie erschauerte jedes Mal, wenn sie uns erzählte, dass für den Stausee ein ganzes Dorf überflutet worden sei. Unter den Booten und Schwimmern befänden sich also noch Häuser, Kirchen und wer weiß, was (oder wer) noch! Zwar wurde das Dorf 400m vom alten Standort wieder aufgebaut, und nichts Beunruhigendes wegen der Überflutung wurde jemals bekannt, aber trotzdem … !

Auf der anderen Straßenseite, gegenüber des Sees, hat man einen grandiosen Blick in die Verdon-Schlucht, auf wagemutige Felsenkletterer und unzählige Tretboote. Da aber jedes Mal bei diesem Ausflug noch der Besuch Moustiers auf dem Programm steht, blieb es bisher immer bei unseren sehnsüchtigen Blicken in die unglaublich schöne Verdon-Schlucht.

Bis – ja, bis zu jenem Tage, als unser Busfahrer die Picknickpause dazu nutzen wollte, aus einem kleinen abgeschlossenen Außenfach des Busses ein paar Utensilien herauszuholen. Eh er sich’s versah, fiel dabei sein Schlüsselbund in das Fach hinein, die kleine Tür klappte zu und war nicht mehr zu öffnen. Damit war aber leider auch der Busschlüssel weg. Einen Zweitschlüssel hatte unser Fahrer nicht dabei. Welch eine Aufregung! Telefonate über Telefonate mit Autowerkstätten, dem ADAC, seiner Bus Firma in Deutschland – alles vergeblich. Es gab keine Hilfe, keine Chance auf einen Ersatzschlüssel, der Bus blieb unbeweglich.

Da schon absehbar war, dass das Problem nicht so bald gelöst werden konnte, beschlossen wir spontan, diesen unverhofft langen Aufenthalt zu nutzen und die ganze Reisegruppe zum Tretbootfahren einzuladen, um endlich, endlich in die herrliche Verdon-Schlucht zu gelangen. War das ein Erlebnis – wir genossen jede Minute auf dem blauen Wasser zwischen den hohen Felswänden! Als wir zurückkamen, hatte sich die Situation noch nicht verändert, und wir konnten uns noch gemütlich im nahen Café stärken.

Es verging viel, sehr viel Zeit, bis eine Rettung nahte: Ein deutscher Motorradfahrer, der es schaffte, das Fach mit brachialer Gewalt zu öffnen. Zwar war jetzt die Klappe kaputt, aber der Schlüssel wieder da! Für einen Besuch Moustiers reichte nun die Zeit nicht mehr, aber unser Bootsausflug in die Gorges du Verdon hatte für UNS alles wettgemacht!

Des einen Leid ist halt des andern Freud!

Nachruf

Schon wieder müssen wir Abschied nehmen von langjährigen Mitgliedern, die unsere Partnerschaft sehr bereichert haben.
Wir werden sie alle sehr vermissen und ihnen ein ehrendes Andenken bewahren. Den Hinterbliebenen wünschen wir viel Kraft in dieser schweren Zeit.

Ralf Schnitger – Trauerfeier Dienstag 06.06. um 14:00 Uhr  in der Aussegnungshalle des Vaterstettener Gemeindefriedhofs
Reiner Runge – Trauerfeier Samstag 10.06. um 10:30 Uhr in der Aussegnungshalle des Vaterstettener Gemeindefriedhofs
Anneliese Lucke – Trauerfeier Montag 12.06. um 11:00 Uhr in der Dorfkirche Baldham mit Urnenbeisetzung im Dorffriedhof

Wenn der Weg ist das Ziel ist

Bald ist es wieder soweit: Ein Bus aus Vaterstetten fährt vom 02. – 09.06. nach Allauch. Endlich unsere Freunde wiedersehen, die wunderbare Natur genießen, den Duft von Rosmarin, Thymian und Lavendel, das blühende Kakteenfeld am Weg zur Kapelle Notre Dame du Château – all das möchte man möglichst in keinem Jahr missen. Schon während der Fahrt wird man eingestimmt auf milde Temperaturen durch blühende Ginsterbüsche an der Autobahn und leuchtende Felder von Mohn- und Sonnenblumen in der Ferne – da bekommt man große Lust, sich einmal hier und da vor Ort in Ruhe umzuschauen.

So machten wir uns vor vielen Jahren mit dem Auto auf den Weg in die Partnerstadt. Schon allein die Wochenmärkte unter schattigen Platanen waren in den kleinen Ortschaften sehenswert. Welch Auswahl an herrlich frischen und aromatischen Früchten, an Käsesorten, Oliven, Pasteten, dazu überall nette kleine Cafés, Eisstände mit verlockenden Sorten, „Pâtisseries“ mit einer Auswahl an Minitörtchen – unsere Kinder und wir genossen alles.

Stunde um Stunde verging, und so langsam wurde es Zeit, ein gemütliches Nachtlager zu suchen. Handys hatten wir damals noch nicht – also hieß es sich umschauen nach einem Hotel. Doch wo wir auch fragten, es war kein Familienzimmer frei. Es wurde schon dämmerig, als plötzlich – versteckt hinter üppigst blühenden blauen Glyzinien – ein altes „Hôtel“ auftauchte. Auf unsere Frage nach einem freien Zimmer hieß es: „Die Suite Louis XIII wäre noch frei!“ Irritiert und leicht verschreckt fragten wir nach dem Preis und waren perplex, wie niedrig er war. Ob wir das wirklich richtig verstanden hatten? Aber natürlich war nun unsere Neugierde geweckt. Ja, wir dürften die Suite gerne anschauen, auch das Hotelrestaurant sei noch geöffnet, falls wir hungrig wären. Gespannt stiegen wir über knarrende Stufen in den 1. Stock zur Besichtigung der Suite Louis XIII. Nach einem recht unscheinbaren ersten Raum mit Klappsofa, Tisch und Stühlen traten wir in den zweiten und dort stand es dann: das riesengroße Himmelbett „von“ Ludwig dem 13. Wahnsinn! Die Kinder jubelten und entschieden sofort, dass der Papa das Klappsofa belegt und sie gemeinsam mit mir in diesem Himmelbett schlafen wollten. Noch einmal vergewisserten wir uns, dass der genannte Preis wirklich für 4 Personen war, aber ich hatte richtig verstanden, es war erstaunlich preiswert und somit war unsere Übernachtung klar.

Erleichtert beschlossen wir, nun auch gleich im hauseigenen Restaurant zu essen. Es war unerwartet elegant eingerichtet, in Vitrinen standen Weinflaschen, auf den festlich eingedeckten Tischen eine Auswahl an Gläsern. Wir ließen uns einen Platz zuweisen und die Speisekarte geben. Welch ein Schock! Solch hohe Preise hatten wir noch nie in einem Restaurant erlebt. Aber wie heißt es so schön: Da muss man durch! Wir waren hungrig, wir waren müde, also: Jetzt extra! Einmal wie Louis XIII speisen und schlafen – eine Erinnerung fürs Leben!

Als wir auf dem Weg in unsere Suite an der Rezeption den Hinweis lasen, dass in diesem Hotel nicht mit EC-Karte gezahlt werden könne, war klar, welchen „Jogging-Parcours“ mein Mann am nächsten Morgen schon vor dem Frühstück absolvierte: Auf zur nächsten Bank zum Geld abheben, um die beachtliche Rechnung bezahlen zu können.

Und eines war danach sicher: Wir würden nun ohne große Zwischenstopps nach Allauch fahren, wo ein nettes Gästezimmer von Freunden auf uns wartete und ein gutes provenzalisches Essen. Zum Nulltarif. Hoch lebe die Partnerschaft!

Abschied von Franz Werner

Der Allauchverein trauert um Franz Werner, dem Initiator der Städtepartnerschaft Vaterstetten-Allauch.

Frankreich und die französische Sprache waren sein Lebenselixier, sein Lebensinhalt, seine Berufung. Als Studienrat am Gymnasium Vaterstetten begeisterte er von 1975 bis 1984 seine Schüler mit nie ermattender Sympathie für unser Nachbarland durch Exkursionen und Schüleraustauschprogramme. Mit Leidenschaft und Hingabe wollte er den jungen Menschen etwas mit auf den Weg geben: Sie sollten so wie er, der in Lyon studiert und lange in Frankreich gewirkt hatte, ohne Vorurteile kommunikativ auf fremde Menschen zugehen und andere Kulturen lebensnah und mit Lebensfreude kennenlernen. Seine Überzeugung war, dass Sprache und Freundschaft helfen, Gräben zu überwinden, interkulturelle Brücken zu bauen und den Frieden zu erhalten.

Der großer Traum Franz Werners war eine Partnerschaft zwischen Vaterstetten und einer französischen Gemeinde, und diesen Traum half er mit zu verwirklichen. Durch französische Schüler in seiner Klasse und deren Eltern erhielt er den Hinweis auf Allauch. Er reiste sofort mit seiner Frau dorthin und erhielt die Bestätigung, so dass er diesen Tipp weitergab. 1982 konnte der Partnerschaftsvertrag Vaterstetten-Allauch von den damaligen Bürgermeistern Martin Berger und Roland Povinelli unterzeichnet werden.
Franz Werner bezeichnete sich selbst als Kosmopolit und Europäer: In der Welt zu Hause, in Bayern daheim, Botschafter seiner bayrischen Heimat. Wir sind ihm von Herzen dankbar, dass er dadurch auch unser Leben seit 40 Jahren bereichert hat – ohne ihn hätte es diese herzliche Partnerschaft mit Allauch nicht gegeben.

Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Überraschungen

Wenn man von den langjährigen Beziehungen zwischen Vaterstetten und Allauch spricht, kann man das auch sehr wörtlich nehmen: Nicht nur freundschaftliche Beziehungen gab es von Anfang an, sondern manche „Beziehung“ hat auch zur Ehe geführt! Ist es erstaunlich, dass es immer Vaterstettener Damen waren, die nach der Hochzeit gern in die Provence übersiedelten? Das Mittelmeer, Flora und Fauna, das milde Klima, die leichte mediterrane Kost sind durchaus sehr reizvoll und auf jeden Fall ein Kontrastprogramm zu unseren schönen bayerischen Bergen und Seen, Wiesen und Wäldern und manchmal deftigem Essen. Aber gerade was die Kost und das Klima angeht, so haben sich Bayern und die Provence doch schon ganz schön angenähert: Hitze in Vaterstetten – Sturm und Regen in Südfrankreich!

Bei einem unserer Aufenthalte in Allauch ergab es sich zufällig, dass genau zu diesem Zeitpunkt eine nette junge Vaterstettenerin im Rathaus von Allauch ihren französischen Freund heiraten wollte und unsere ganze Reisegruppe einschließlich unseres damaligen Bürgermeisters Peter Dingler bei der Trauungszeremonie anwesend sein durfte. Gespannt nahmen wir im großen Saal Platz, wo das Brautpaar und die Hochzeitsgesellschaft in den vordersten Reihen auf den großen Moment warteten. Plötzlich ertönte im Flur der laute Ruf: „Monsieur le Maire!“ – „Der Herr Bürgermeister!“. Und zu unserem großen Erstaunen erhoben sich alle Anwesenden und applaudierten dem Bürgermeister bei seinem Eintritt in den Saal. Welch eine Ehrbezeugung!

Die Trauung verlief harmonisch als Gemeinschaftsaktion beider Bürgermeister mit Ansprachen in Deutsch und Französisch. Anschließend durften wir alle bei herrlichem Sonnenschein draußen mit einem Glas Sekt auf das junge Glück anstoßen, und bald danach machten sich das frisch getraute Paar und die Hochzeitsgesellschaft auf den Weg zur großen Feier.

Es war Juni, Zeit der Lavendelblüte, und genau dort sollte das Fest stattfinden. Im Lavendelfeld, zwischen den herrlichen Reihen dunkelvioletter Blüten, war die Festtafel lange im Voraus wunderschön hergerichtet worden – welch Idylle!

Doch „unverhofft kommt oft“! Während es in Allauch Traumwetter war, hatte sich über dem Lavendelplateau von Valensole bereits der Mistral erhoben, ein kräftiger, kalter, unerbittlicher Wind – besonders unerbittlich, wenn es um das Abdecken einer festlich gedeckten Tafel geht! Uns ist nicht bekannt, wo so schnell ein Ausweichlokal gefunden wurde – Improvisation ist alles!

Wir vom Allauchkomitee hatten uns aber eines gemerkt: Als bei unserer nächsten Komiteesitzung im Rathaus Vaterstetten Bürgermeister Dingler sich dem Sitzungssaal näherte, rief einer von uns „Monsieur le Maire!“ und bei seinem Eintritt erhoben wir uns alle und applaudierten!