Das Bierfass, das 3500 km reiste

Wer nach Allauch reist, freut sich auf nette Menschen, auf Land und Meer, gutes Essen, köstlichen Wein und vieles mehr. Und wenn unsere Freunde aus der Partnerstadt zu uns kommen, dann sind es die netten Vaterstettener, die nahen Berge, Seen und Schlösser, die Biergärten und – natürlich – auch das Bier, was Vorfreude auslöst. Man muss nur einmal die Abfahrt des Reisebusses in unsere Partnerstadt miterleben: morgens um 5:30 Uhr wird Biertragl um Biertragl eingeladen, denn viele private Wünsche gilt es zu erfüllen. Selbst der neue Bürgermeister von Allauch, Lionel de Cala, der bisher noch nicht hier war, bekam vom deutschen Komitee “1/2 Meter Bier” geschenkt – eine kunterbunte Mischung von Biersorten als Vorgeschmack auf seinen Besuch bei uns.

Tradition ist es inzwischen bei der Partnerschaft Vaterstetten-Allauch, ein 30 Liter Fass als Gastgeschenk mit dem Bus nach Allauch zu befördern, damit bei einem der nächsten dortigen Feste frisch Gezapftes angeboten werden kann. Dazu muss es allerdings erst einmal tagelang gekühlt werden, was das Ozapfn oft länger verzögert als geplant. Und wenn dann plötzlich pandemiebedingt 2 Jahre keine Feste mehr stattfinden können, was dann? Wie lange hält sich eigentlich das Bier im Fass bei provenzalischen Temperaturen? Diese bange Frage wurde uns heuer vom französischen Komitee gestellt. Die Antwort von Fachleuten war, dass man es nach 2 Jahren warmer Lagerung einfach wegschütten solle, da ungenießbar. Diesen Rat gaben wir an unsere französischen Freunde weiter, mit der Bitte, uns das leere Fass bei der nächsten Reise wieder mitzubringen – schließlich war ein hoher Pfandeinsatz von uns gezahlt worden.

Als der Bus im Juli in Vaterstetten ankam, dachte keiner an das Fass, doch am Vortag der Abreise wurden endlich die Gepäckklappen wieder geöffnet. Viele leere Bierkisten kamen zum Vorschein, die alle gefüllt wieder zurückreisen sollten. Und dann kam das Fass: schwer wie zuvor, denn man hatte das Bier einfach drin gelassen. Mühevoll hievte der Chauffeur mit Hilfe einiger Komiteedamen das schwere Objekt auf eine Karre des Getränkemarktes. In diesem Moment kam die Freundin des Chauffeurs hinzu. Sie schaute mit großen Augen auf das Fass und wir erklärten, dass wir dafür nun, nach 2 Jahren, 50€ Pfand vom Getränkemarkt zurückerhalten werden. “Was? 50€ nur für so ein schönes Holzfass? Das kaufe ich!” rief sie spontan aus, “das passt perfekt zu meiner Wohnung als Tisch!” Wir waren alle perplex. Und eh wir’s uns versahen, zückte sie ihr Portemonnaie und übergab uns 50€.

Ihr Freund schleppte das Fass mühevoll und mit gedämpfter Begeisterung wieder hinein in den Bus. Dieses Bier würde nun zum 3. Mal 1170 km reisen, um seiner hoffentlich endgültigen und ungewöhnlichen Bestimmung zugeführt zu werden!