Gastfreundschaft ohne Grenzen

In 2022 konnten endlich wieder viele partnerschaftliche Veranstaltungen durchgeführt werden, gerade richtig zum 40jährigen Jubiläum.

Kurz sei nur erinnert an den provenzalischen Abend in der VHS Vaterstetten mit buntem Vortragsprogramm und Buffet mit südfranzösischen Spezialitäten im April, ein Treffen mit allen Partnerschaftsfreunden am Allauch Hügel neben dem Wahrzeichen von Allauch, der Windmühle, und eine Weinprobe im OHA im Mai, die Jubiläumsfestivitäten in Allauch im Juni, den Besuch aus Allauch mit umfangreichem Programm und Gala Abend im Juli, das Straßenfest in Vaterstetten mit Allauch-Stand mit typischen provenzalischen Delikatessen und guten Weinen, und im August die Reise zum Bierfest nach Allauch, unserer geliebten Partnerstadt in Südfrankreich.

All diese schönen Feste und Treffen lassen uns allerdings nicht vergessen, dass vieles während der Pandemie nicht stattfinden konnte, obwohl die Partnerschaftskomitees viel Arbeit investiert hatten, um diese Treffen und gemeinsamen Feste vorzubereiten in der Hoffnung, dass sie doch noch veranstaltet werden könnten. Aber in dieser Zeit wurde der Kontakt trotzdem immer aufrechterhalten per viralen Treffen dank Zoom und nicht zuletzt dank vieler positiver Erinnerungen, von denen wir in dieser Zeit noch immer zehren.

Dazu zählt eine Anekdote, die wir in Allauch erlebten und die für uns sicher unvergesslich bleiben wird. Wir hatten eine Reise an die Costa Brava mit dem Wohnmobil geplant, und Allauch liegt da genau auf der Strecke. Unsere Freunde, für die wir hier auch immer Gastgeber waren, hatten davon erfahren und bestanden darauf, dass wir bei ihnen übernachteten. Das konnten wir nicht ausschlagen, und um möglichst wenig Umstände zu machen, schlugen wir vor, dass wir in unserem Wohnmobil schlafen würden. Unser Freund Roger war einverstanden, bestand jedoch darauf, dass wir in diesem Falle mit unserem Wohnmobil in seinen traumhaften riesengroßen Garten fahren und direkt neben dem Pool parken sollten.

Erwartungsvoll standen wir am nächsten Tag vor dem Gartentor – aber welch eine böse Überraschung – wir konnten es nicht passieren, da unser Mobil ein paar Zentimeter zu breit war. Auf der Straße stehen zu bleiben war keine Option. Eine Lösung war gefragt und die kam auch prompt: Roger holte den Nachbarn zur Verstärkung herbei, und mit vereinten Kräften wurden die großen Portale ausgehängt! Tatsächlich war dann die Passage nach Millimeterarbeit und mit Hilfe unserer Freunde möglich, und wir nahmen den schönsten Standplatz ein, den wir jemals hatten: um uns herum blühende Blumenrabatten, grüner gepflegter Rasen und ein traumhafter Pool direkt vor unserer Tür! Glücklicherweise hatten wir genügend Münchner Bier dabei, das unsere Freunde sehr schätzen, um dies deutsch-französische Teamwork zu begießen, gefolgt von einem französischen Essen, lukullisch präsentiert von der Gastgeberin. Der Empfang nach einer langen Anfahrt hätte besser nicht laufen können!

Das Anwesen wurde übrigens bewacht von 2 großen Golden Retrievern, mit denen wir viel Spaß hatten und die uns am anderen Morgen überraschten: Sie trugen in der Schnauze große Tüten herbei, die sie uns in den Schoß legten: Frische Croissants und Baguette verströmten sofort einen unwiderstehlichen Duft – welche eine Verwöhnung!

Schlemmen wie Gott in Frankreich

Trotz unmittelbarer Nachbarschaft unserer Länder sind manche Lebensgewohnheiten unterschiedlich, und gerade das macht die Partnerschaftsreisen so reizvoll. Eintauchen in den Alltag anderer Familien, das typische Leben dort kennenlernen, das schafft man nur durch diese enge Verbindung, wenn man quasi Familienmitglied für 1 Woche geworden ist. Interessant ist z.B. der Stellenwert, den viele Franzosen dem Essen zuordnen. So mancher wohnt lieber bescheiden und verzichtet auf ein großes Auto, aber nicht auf ein gutes Essen. Und wenn dann eine Einladung ausgesprochen wird, ist das ein kulinarisches Erlebnis für die Gäste. Dazu eine kleine Anekdote aus unseren Erinnerungen:

Eine französische Familie hatte uns zum Mittagessen um 12:00 Uhr eingeladen. Mit typisch deutscher Einstellung dachten wir: Guter Zeitpunkt, denn dann können wir das schon lang geplante Treffen mit einem Segelfreund um 14:00 Uhr noch wahrnehmen. Doch da hatten wir wohl die Rechnung ohne den Wirt, sprich unsere Freunde, gemacht.

Das Ganze begann mit einem Aperitif zur Begrüßung, dazu gab es selbst gebackene mediterrane Spezialitäten, immer wieder unterbrochen von vielen interessanten Gesprächen. Danach kam das „amusegueule“ (frei übersetzt “Gaumenfreude”), uns damals völlig unbekannt, damit sich der Magen auf das kommende Essen vorbereiten kann. Und wieder gab es viel zu erzählen, bis dann verschiedene Vorspeisen aufgetischt wurden. Es war inzwischen längst 14:00 Uhr, vom Hauptgericht war noch nichts zu sehen und wir hatten einen Terminkonflikt. Aber den Gastgeber brüskieren? Unmöglich, lieber unauffällig den Segelfreund vorwarnen, dass es noch dauern könnte. Endlich stand die herrlich duftende Hauptspeise auf dem Tisch, einfach köstlich! Und wieder wurde erzählt und diskutiert, unterbrochen von diversen Desserts. Zwischendurch gab es Champagner, die Unterhaltung plätscherte dahin – dann kam der obligatorische Kaffee, dann Biscuits und sonstige Leckereien und der “pousse-café” (Cognac oder Obstler), damit all die Köstlichkeiten auch wohl bekommen.

Immer wieder hatten wir den Gedanken gehabt, wie und wann wir uns verabschieden könnten – nun schien der Moment günstig! Doch da klingelte es an der Haustür: Die uns wohlbekannte Nachbarin brachte einen Kuchen mit und wollte sich soooo gern mit uns ausgiebig unterhalten, denn wir hatten uns doch sooo lange nicht gesehen!

Welch ein Nachmittag, welch eine Schlemmerei! Es war wirklich urgemütlich und alles sehr lecker – aber auch ganz schön anstrengend.

Und als dann der Hausherr wieder einen Aperitif servieren wollte als nahtlosen Übergang zum Abendessen, griffen wir zur Notlösung: Ein fiktiver Anruf auf dem Handy „zwang uns leider dazu“, diese wirklich nette Gesellschaft zu verlassen – wir waren “geschafft”. Und das Treffen mit unserem Segelfreund verschoben wir auf einen anderen Tag.