Im Bus das erste Mal nach Allauch

Ein Beitrag von Anna Föstl

Drei Jahrzehnte ist es nun her, da machte die Gemeinde Vaterstetten einen Aufruf an die örtlichen Vereine, wer denn gerne  zur Gründung einer Städtepartnerschaft mit zwei oder drei Personen an einer Busreise nach Südfrankreich teilnehmen möchte (Sprachkenntnisse nicht erforderlich). Allauch (sprich: Alloo) würde der Ort heißen, ganz nahe bei der großen Hafenstadt Marseille gelegen. Allauch sagte mir zwar nichts, aber eine Woche Südfrankreich das hörte sich doch gut an. Und wenn ich mich dann später im Bus so umschaute, war ich sicher nicht die Einzige die so dachte.

Die meisten Leute kannten sich über das Vereinsleben in der Gemeinde, und so kam auf der Hinfahrt bereits eine prächtige Stimmung auf. Nach 14 Stunden Busfahrt kamen wir müde und doch mit äußerst gemischten Gefühlen in Allauch an. Was wird uns da wohl erwarten? Wie sind die Franzosen uns Bayern gegenüber eingestellt? Man versuchte den Gedanken zu verdrängen, aber schließlich haben wir alle in der Schule über den Verlauf des Krieges gelernt und befürchteten doch Ressentiments uns gegenüber.

Rückblickend betrachtet war es für den Auftakt der Partnerschaft sicher das Beste, dass wir vom Gemüt her doch eher etwas zurückhaltende Bayern erst mal in Südfrankreich zu Gast waren. Wir warteten halt einfach, wie man dort mit uns umgehen wird. Unser Bus passierte das Ortsschild und wir freuten uns, ein so malerisches Städtchen eingebettet zwischen – die Franzosen nennen es Berge, für uns Bayern wohl eher Hügel zu entdecken. Wir steuerten auf einen großen Platz unterhalb des Friedhofs zu.
Dort hatten sich bereits alle unser Gastgeber zum Empfang versammelt. Grüne Flaschen und Schnapsgläser hatten sie in den Händen, und zur Begrüßung musste jeder gleich ein Stamperl Pastis trinken. Wie in Bayern üblich, wollten wir die neuen Freunde mit einem freundlichen "Grüß Gott" und einem festen Händedruck begrüßen. Aber so weit kam es erst gar nicht. Die erste Welle südländischen Temperaments schwappte uns entgegen, voller Herzlichkeit und völlig unkompliziert. Von wegen die Hand zum Gruß reichen?! Jeder wurde von jedem umarmt und bekam ein „baiser“ rechts und ein „baiser“ links. Auf gut bayrisch, obbusslt hams uns! Und keiner kam ihnen aus. Angefangen bei unserem damaligen Bürgermeister Martin Berger bis hin zum Schützenmeister, dem Sepp Maier aus Neufarn (der sich allerdings als erster an diesen neuen Gruß gewöhnte).

Die Herzenswärme, die uns da entgegen kam war sicher noch wärmer als die Sonne über Allauch. Unsere bayrische Zurückhaltung hielt sich da auch nicht mehr lange. Bereits am nächsten Morgen begrüßten sich die Vaterstettener mit „ça va“ und „baiser links und baiser rechts“, wie sie es gelernt haben. Als wir eine Woche später zu Hause von unseren Familien und Freunden abgeholt wurden, wollten diese es kaum glauben: Sie trafen auf die erste "Bussi Bussi" - Gesellschaft von Vaterstetten.