Der Partnerschaftsverein und die Gemeinde Vaterstetten trauern um Jean Louis Kelbel aus Allauch – April 2016

Jean Louis Kelbel, ehemals Polizeikommissar in Marseille in führender Position, fühlte sich genau wie seine Frau Odile schon sehr früh zur Städtepartnerschaft Allauch-Vaterstetten hingezogen. Er war ein lebensfroher Elsässer, der sich seine in der Grundschule erworbene deutsche Sprache ein Leben lang erhalten und verbessert hat. Deshalb war er auch für die Partnerschaft von der ersten Stunde an ein Garant. Er liebte Menschen, liebte es sich mit ihnen zu unterhalten und hörte ihnen auch zu. 
Wo Hilfe gebraucht wurde, stand Jean Louis Kelbel bereit. Da die französische Sprache für viele Vaterstettener ein großes Problem war, lag es nahe, dass sie mit ihren Anliegen zu ihm kamen. Ob bei Problemen mit der Unterbringung, mit dem Wein oder mit Versicherungen – er dolmetschte und regelte alles.

In Allauch beherbergten er und seine Frau im Laufe der Jahre mindestens 100 Vaterstettener in ihrem Haus, und auch so mancher Wohnwagen wurde in ihrem großen Garten abgestellt. Fast alle Musiker, angefangen bei Herrn Helmut Musser und Herrn Balint Csillik über die Ammerthaler Blasmusik sowie die Musiker und Tänzer aus Pliening-Gelting, waren bei Jean Louis und Odile zu Besuch und wurden selbstverständlich mit allen Genüssen der südfranzösischen Küche bekocht. Auch war er ein exzellenter Weinkenner, der genau wusste, welcher Wein wozu passte.

Besonders eingesetzt hat er sich für das deutsche Komiteemitglied Bernd Iblacker, der todkrank mit dem Bus nach Allauch fuhr, weil er geliebte Menschen dort noch einmal sehen wollte. Der notwendige Aufenthalt im Krankenhaus von Marseille, der Rückflug nach München trotz Streiks – durch seine Verbindung zur Polizei machte Jean Louis Kelbel möglich, was nicht möglich zu sein schien, war einfach immer der „Nothelfer“. 

Während seine Frau Odile sich im Schulaustausch von der ersten Stunde an mit großem Erfolg engagierte, war Jean Louis Mitbegründer des „Bierfestes“ in Allauch, das seit über 20 Jahren fast regelmäßig Ende August stattfindet. Die Organisation durch das französische Komitee ist sehr arbeitsaufwendig – doch auch bei diesen wie allen anderen Aktivitäten des Komitees war Jean Louis Kelbel maßgeblich beteiligt, er war immer einsatzbereit und willig zu helfen. 
Bei allen Begegnungen in Vaterstetten und Allauch war er anwesend – trotz seines in den letzten Jahren sehr angegriffenen Gesundheitszustandes ließ er es sich nicht nehmen, mit seiner Frau Odile den weiten Weg von Allauch nach Vaterstetten mit dem Auto zurückzulegen. 
34 Jahre lang war Jean Louis Kelbel ein treuer Freund unserer Partnerschaft. Wir sind ihm zu großem Dank verpflichtet, er wird uns sehr fehlen, und wir wünschen seiner Frau Odile viel Kraft.

Gisela und Gottfried Stelzl, Ursel Franz


Zum 20. Jahrestag der Partnerschaft hat Jean Louis Kelbel ein Gedicht verfaßt, das seinen Kummer über die wechselvolle Geschichte seiner elsässischen Heimat und seine Freude über die Partnerschaft zwischen Allauch und Vaterstetten widerspiegelt.

„Für alle meine Freunde in Vaterstetten“  -  28. Mai 2002
HOFFNUNG
An meine Freundin Germania
Der Kummer, der lange Zeit unsere Wege trennte, 
ist in die weit zurückliegende Vergangenheit eingetaucht.
Im Innersten meines Herzens habe ich Deine Rückkehr erwartet, 
denn das Leben ist nun mal mit Liebe erfüllt.
Dein bedrückendes Schweigen ging mir nicht aus dem Sinn, 
und mein so oft verletzter Körper litt unter den Schmerzen.
Ich verirrte mich in die Ferne, um meine Tränen zu vergessen,
darauf wartend, Dir ein Blumendiadem schenken zu können.
Die Zeit ist vergangen, und ich habe Dich wiedergefunden,
zögernd und verletzt, Deine Seele hat die zurückgelegte Strecke 
und die Stimmungen der Zeit überflogen, 
um zu mir in mein früheres Land zurückzukehren.
Endlich hast Du die Stufen der Vergangenheit bestiegen,
um das entschlossene Feuer der Liebe neu zu entfachen,
auf das wir nach so viel enttäuschter Hoffnung
und ertragenem Leid so lange verzichtet hatten.
Meine Allerliebste, nun sind wir wieder vereint
an diesem wunderschönen Tag, den der Himmel gesegnet hat,
und die dunklen Wolken sind am Horizont verschwunden.
Nimm die Melodien Deiner sanften Lieder wieder auf.
Ich werde Dich für immer fest in meinen Armen halten.
Kind Bayerns, verlaß mich nicht!
Singe für Dich, für mich und für alle unsere Freunde.
Heute abend ist ein Festtag, laßt uns das Leben verehren!