Und plötzlich war der Maibaum weg – Mai 2012

Die Grundschule an der Brunnenstraße in Baldham ist ihren Maibaum los. Während Rektor Friedrich Fichtner in der Turnhalle den zukünftigen Erstklasseltern über seine Grundschule erzählte passierte auf dem Schulgelände unglaubliches. Dreiste Diebe schulterten den Maibaum, der am 4. Mai mit einem großen Fest auf dem Pausenhof aufgestellt werden soll…… und weg war er. Fichtner bemerkte das Verschwinden allerdings erst am nächsten Schultag. Die Täter: Mitglieder des Partnerschaftsvereins Allauch-Vaterstetten.

Nun laufen heftige Auslöseverhandlungen. Noch ist nicht geklärt, ob der Baum gegen einen riesigen Topf Bouillabaisse und Rosewein oder doch gegen Leberkässemmeln und ein Fass bayrisches Bier zurückgetauscht wird. Aber eines ist sicher: die Schulkinder werden einen lustigen Vormittag erleben und ganz nebenbei etwas über bayrisches Brauchtum lernen.

Genau eine Woche später brachte die Diebesbande dann unter großem Jubel der Kinder das Brauchtumsstangerl wieder in die Schule zurück. Am Baum hingen 250 Brezen an weiß – blauen Bändern die sich die Kinder am Ende der “Auslöseverhandlungen” schmecken lassen durften.
Traditionell helfen Maibaumdiebe später auch beim Aufstellen des Baumes. So freuen sich die Mitglieder des Allauch Vereins schon auf den 04. Mai. Um 16:00 Uhr beginnt das Maifest in der Grundschule an der Brunnenstraße mit Blasmusik und zünftiger Brotzeit.

Die Geburt der Partnerschaft

Ein Beitrag von Wilfried Gillmeister

Was in den 70er Jahren als sich langsam aber stetig ausweitender Schüleraustausch zwischen den Gymnasien von Vaterstetten und Aix-en-Provence entwickelte, sollte zum Wechsel in das neue Jahrzehnt von Vaterstettener Seite in das Bedürfnis, das Leben in unserer Gemeinde attraktiver zu gestalten, in Form der gezielten Suche nach einer geeigneten Städtepartnerschaft mit einer vergleichbaren französischen Gemeinde münden.
So kam der damalige Organisator des Vaterstettener Schüleraustausches, Studienrat Franz Werner, im Frühjahr 1981 mit der frohen Kunde, nördlich von Marseille fündig geworden zu sein, ins Rathaus Vaterstetten. Aufgrund seiner im laufe der Jahre gewachsenen zahlreichen Kontakte erhielt Franz Werner von Anne-Marie Bost den entscheidenden Hinweis auf Allauch. Nicht nur das: Er brachte sogleich eine Einladung an die Handball-Männermannschaft des TSV Vaterstetten mit, zum Pfingstturnier nach Allauch zu kommen.

Gleichzeitig nahm der damalige Bürgermeister Martin Berger die Gelegenheit wahr, seinen Allaucher Amtskollegen Roland Povinelli zum Tanz um den Maibaum der Vaterstettener Feuerwehr zu laden. Was für ein Fest! Vaterstetten zeigte sich von seiner eindruckvollsten Seite, alles, was zur Maibaumaufstellung dazugehört wurde aufgeboten, und der Landwirt Hans Luft räumte und öffnete seine große Gerätehalle für ein zünftiges Tanzfest. Vaterstetten ließ es bajuwarisch krachen, was das Zeug hielt. Das Ehepaar Povinelli mit Begleitpersonal war beeindruckt von der spontanen Gastfreundschaft, und Josef Hartmann, der erste Vorsitzende des Vaterstettener Komitees, ließ sein Bauunternehmen für ein paar Tage im Stich, um den französischen Gästen unser geliebtes Oberbayern von der schönsten Seite zu zeigen.

Ebenso überwältigt von den ersten Eindrücken kam die Handball-Männermannschaft des TSV eine Woche später aus Allauch zurück. Nicht nur sportliche Erfolge und Santons als Gastgeschenke im Gepäck, sondern das sichere Gespür für die aufrichtigen und festen Absichten auch bei den Bürgern von Allauch hinsichtlich einer gemeinsamen Partnerschaft wurde als Signal ins Rathaus weitergegeben.

In Vaterstetten sollte die positive Stimmung genutzt und intensiviert werden. Nach einem offiziellen Gegenbesuch der Vaterstettener Gemeindeverwaltung in Allauch lud die VHS Vaterstetten die Bürgermeister Dresel von Grasbrunn und Schneider aus Neubiberg ein, um deren Erfahrungen mit schon bestehenden Partnerschaften in unsere Vorbereitungsaktivitäten einzubringen.
Französischkurse erlebten in der Folgezeit eine ungeahnte Renaissance. Die Sportler des TSV Vaterstetten bereiteten sich für den Besuch von 55 Bürgern zu Ostern 1982 vor. Ziel dieser Begegnung war vor allem, die französischen Gäste in die Vaterstettener Familien hineinzubringen, damit die Partnerschaft schon im Vorfeld von vielen Bürgern getragen wird und der Eindruck einer Partnerschaft „von oben“ gar nicht erst entstehen sollte.

Für unsere französischen Freunde war die damalige erste große Begegnung ein wahrer Härtetest. Weißwürste und Schweinsbraen wurden mit nicht immer gleicher Begeisterung vertilgt, Gemeinderat Claude Guibert erlernte die Kunst des „Ozapfns“, Schuhplattler und Goaßlschnalzer in kracherten Lederhosen sorgten beim Mairsamer in Pöring für den Rahmen erster Fraternisierungsversuche. Und so nebenbei wurde im Gymnasium in der bei Handballfesten typischen Stimmung Sportliches geboten.

Nach dieser Begegnung war eines sicher: beide Gemeinden freuten sich auf den Abschluss des Partnerschaftsvertrages, der aus der Bürgersicht eigentlich nicht mehr nötig war. Die Jumelage lebte schon!