Wir lernten sie vor vielen Jahren am Weihnachtsmarkt in Vaterstetten kennen: Laurent und Jamila, ein junges französisches Paar aus Ottobrunn.
Laurent berichtete, dass seine Eltern in Allauch wohnen und bereits in Vaterstetten waren. Auch er und Jamila seien von Bayern begeistert, fühlten sich hier “zu Hause” und möchten sich gern als Mitglieder im Partnerschaftsverein anmelden. Und dann hätten sie noch ein ganz besonderes Anliegen: Im kommenden Jahr solle geheiratet werden – ob die Trauung wohl in Vaterstetten möglich sei?
Das waren Wünsche nach unserem Herzen. Es hatte ja bereits etliche deutsch-französische Hochzeiten im Rahmen der Städtepartnerschaft gegeben, doch dies war ein neuer Mosaikstein des Zusammenwachsens, denn vor uns standen zwei begeisterte französische “Neu-Bayern”. Laurent sprach gut Deutsch und war bereits Mitglied im “Weißwurstclub” seiner Firma, wo er in bayrischer Tracht an allen Treffen enthousiastisch teilnahm – sogar Schuhplatteln hatte er gelernt!
Selbstverständlich taten wir alles, damit die Trauung in Vaterstetten stattfinden konnte. Das Rathaus wurde mit passenden Fähnchen geschmückt, und die gerade aufgebaute große provenzalische Krippe verbreitete ein heimatliches Gefühl.
Zur großen Freude der Brautleute und der angereisten Eltern hielt unser damaliger Bürgermeister Robert Niedergesäß die Traurede auf Französisch und konnte dem jungen Ehepaar ein deutsch-französisches Stammbuch mit den Wappen Allauchs und Vaterstettens überreichen.
Kurz vor dem Hochzeitstermin hatte Jamila noch ihren Sohn Loucas in München zur Welt gebracht – das Glück war perfekt. Das Baby erlebte bayrisches Brauchtum von Geburt an. Vom Lederhosenstrampler bis zur echten Lederhose, von bayrischer Blasmusik bis zu plattelndem Vater wurde im Ottobrunner Reihenhaus alles geboten. In der Kita lernte Loucas die ersten Worte Deutsch, und sein Vater Laurent brannte schon darauf, ihn eines Tages in den “Weißwurstclub” einzuführen.
Doch es kommt ja oft anders als man möchte. Eines Tages wurde Laurent von seiner Firma wieder nach Frankreich zurückbeordert. Abschied nehmen war unausweichlich und fiel der ganzen Familie sehr schwer. Von nun an mussten regelmäßige Besuche in München helfen, die Freundschaft zu Nachbarn und Kollegen aufrecht zu erhalten (und natürlich die Weißwurstvorräte aufzufüllen).
Bei einem dieser Flüge war die Warteschlange am Marseiller Flughafen wieder einmal sehr lang. Da hatte der inzwischen vierjährige Loucas eine Superidee. Er drängte die Wartenden zur Seite mit dem Ausspruch: “Laissez-moi passer – je suis un Bavarois” – “Lasst mich vorbei, ich bin ein Bayer!”
Ob es wohl geholfen hat?