Februar

Wenn die Mimosen und die Mandelbäume blühen, dann ist in der schönen Provence bereits der Frühling eingekehrt, und das ist seit ein paar Wochen der Fall! In vielen Orten Südfrankreichs stehen dann alljährlich große traditionelle Feste auf dem Programm: das Mimosenfest von Mandelieu la Napoule, der Partnerstadt von Ottobrunn, das Zitronenfest von Menton oder der Karneval von Nizza, der brasilianische Atmosphäre ausstrahlt und wo beim Blumenkorso 100.000 Blumen in die begeisterte Zuschauermenge geworfen werden. Wunderbar auch die blumengeschmückten Schiffe an der Küste von Villefranche-sur-Mer – auch diese florale Pracht dürfen zum Schluss die Zuschauer fangen.

In unserer Partnerstadt versucht man ebenfalls, möglichst alle geplanten Veranstaltungen mit den entsprechenden Hygienemaßnahmen durchzuführen. Ein großer Erfolg war die 2-tägige Wein- und Gastronomiemesse, bei der Winzer aus der Region um Allauch ihre Weine vorstellen konnten, dazu wurden Spezialitäten aus ganz Frankreich präsentiert. Sehr gut besucht sind an den Wochenenden die Theateraufführungen, oft nach Werken von Marcel Pagnol, der als „Sohn der Stadt“ sehr verehrt wird – wir sind gespannt auf das neue Museum, das ihm zu Ehren bald eröffnet werden soll.

Bei uns ist der Februar ruhig verlaufen – Planungen wurden reichlich gemacht, aber durchführen konnten wir in diesem 2. Monat des Jahres aufgrund der Pandemielage nichts. Seit nun in den letzten Tagen des Monats der Krieg in der Ukraine angefangen hat, konzentrieren sich unsere Gedanken sowohl in Allauch wie bei uns vor allem darauf, wie man helfen kann.

Allauch in den Sommerferien

Zwei ganze Monate unterrichtsfrei sind eine lange Zeit, und da hat die Gemeindeverwaltung Allauchs schon seit 1999 vorgesorgt: Im Juli und August gibt es den „Kultur- und Freizeitsommer“ („Été culture et loisirs“) für alle.
Auf der Sportanlage „Complexe sportif Jean Gaillard“ im Zentrum Allauchs, gleich neben dem Schwimmbad, finden kulturelle, sportliche, pädagogische und spielerische Veranstaltungen statt. Für die 11 – 17jährigen und ihre Jugendleiter stehen Spaß, Entdeckungsfreude und Kreativität an erster Stelle während des tagesfüllenden Ferienprogramms, und immer freitags wird ein Ausflug gemacht, passend zum jeweiligen Wochenthema. Für die 14 – 25jährigen heißt das Motto jedes Jahr im Juli „Nocturnes 13190“ – Nachtaktivitäten im Bereich der PLZ 13190 = Allauch – denn Teilnahmebedingung ist, dass die Jugendlichen in Allauch wohnen. Ein riesiges Freizeitangebot mit Sport und Spiel bis in die Nacht wird dieser Altersgruppe geboten. Zusätzlich können alle Bewohner Allauchs jeden Freitag- und Samstagabend sogenannte „Wohlfühlfilme“ im Mondschein anschauen: Cinéma au clair de lune im Théâtre de Nature. Und das alles zum Nulltarif und unter strenger Beachtung der hygienischen Vorschriften.

Feuer an der Côte Bleue – wie jedes Jahr hat es große Brände in der Provence gegeben da wird die Natur lange brauchen, um sich zu erholen! Aber wir sind froh, dass keine Menschen zu Schaden kamen!

Besuch der Vaterstettener Pfadfinder in Allauch – Erstmals haben unsere jungen Pfadfinder ausgiebig Halt in Allauch gemacht und dazu folgenden Bericht geschrieben:
„Bienvenue, liebe Pfadfinder aus Vaterstetten“, begrüßt uns das Comité des Partnerschaftsvereins offen. Darauf folgt eine Woche Singekreis, Pizzaessen, Bootfahren, Freibad, Sportsbar. Schön ist es in Allauch! Zuvor waren wir zwei Wochen in Gruppen aufgeteilt an charmanten Flüssen, über romantische Berge und entlang malerischer Buchten wandern. Die anschließende Woche Sesshaftigkeit in Allauch konnten wir kaum erwarten. Sprachbarrieren erschwerten den anfänglichen Austausch. Doch sowohl gemeinsames Essen als auch leidenschaftliches Singen brachen das Eis. In desaströsem Französisch und schiefgesungen „Aux Champs-Élysées!“, ist die Völkerverständigung doch noch gelungen. Also ein aufrichtiges Lob an die Offenheit der Franzosen und ein noch viel größeres Merci an den Partnerschaftsverein für den komfortablen Schlafplatz, für unbedingte Herzlichkeit und das unglaubliche Engagement.

Allauch erwacht langsam wieder zum Leben

Normalerweise hätten wir im Juni von unserer Busreise nach Allauch geschwärmt und uns gemeinsam die schönen Erinnerungsfotos angesehen. Doch ist in diesem Corona-Jahr alles anders, und nach den schweren Wochen und Monaten in Frankreich freuen wir uns, dass nun auch bei unseren Freunden in Allauch ganz langsam ein Hauch von Normalität einkehrt.

Chantal Bertin, die dortige Komiteevorsitzende, schrieb uns Anfang Juni:
„Wir fühlen uns wie neugeboren, seit die Strände wieder geöffnet haben, wenn auch mit Einschränkungen: An den „dynamischen Stränden“, wo man sonnenbaden darf, muss man online einen Platz vorreservieren, an den „statischen Stränden“ darf man kein Handtuch auslegen, sondern sich nur im Wasser aufhalten. Auch die Calanques bei Marseille sind nun wieder zugänglich. Überall sind Hinweisschilder, was erlaubt und was verboten ist, und alles wird polizeilich überwacht. Aber wir sind nun „grüne Zone“ (statt orange oder rot), und die Cafés und Restaurants durften wieder öffnen. Zu Pfingsten konnten wir endlich wieder zur Messe in unsere Kirche St. Sébastien im Zentrum von Allauch gehen, wo uns unser Pfarrer, Père Lepoutre, mit Freuden empfing. Wir wurden wie VIPs plaziert, mit gebührendem Abstand zueinander, und statt eines Händedrucks oder einer Umarmung haben wir einfach Blicke getauscht, und das Lächeln war über unseren Masken zu erkennen. Père Lepoutre hat es während der letzten 12 Jahre durch seine einfache und doch effektive Art geschafft, die Allaucher Bürger für das Gemeindeleben zu interessieren. Er hat etliche Jugendbewegungen ins Leben gerufen und war auch immer an unserer Partnerschaft sehr interessiert – bei allen offiziellen Anlässen war er anwesend. Schade, dass er am 1. September in Ruhestand gehen wird.“

Wie bei uns finden auch in Allauch traditionelle Veranstaltungen nicht statt. Das betrifft im Juni besonders schmerzlich die festlich-fröhliche Saint-Jean-Woche rund um die Sommersonnenwende, die immer im Zeichen des geselligen Beisammenseins steht. Entfallen werden Künstlermarkt, Eröffnungsball, Boulewettbewerb, Gesangswettbewerb der Jugend, Kindertag mit Spielen und Lotterie, das große Festessen auf öffentlichen Plätzen und vor allem der Höhepunkt am Wochenende: das Sonnwendfeuer und die Umzüge.
Für das Feuer werden insbesondere Nadelhölzer und Wacholder aufgeschichtet, die spektakulär brennen und dabei einen würzigen Duft verbreiten.
Um 21 Uhr treffen sich Vereine und Bevölkerung mit Lampions zu einem großen Umzug durch die Stadt bis zum Feuer, das vor der malerischen Felsenkulisse der Freilichtbühne entzündet wird und großräumig abgesperrt ist. Gesangs- und Tanzdarbietungen finden statt – verschiedene Folkloregruppen tanzen rund um die hohen Flammen die „Farandole“ , einen historischen provenzalischen Volkstanz zur Musik der Tamburins und „fifres“ (Einhandflöten).

Im Jahre 2011 hatte unsere Vaterstettener Reisegruppe Gelegenheit, in bayrischer Tracht am Umzug teilzunehmen und die „Farandole“ mitzutanzen. Ein kräftiger Wind ließ damals die Flammen besonders hoch in den Himmel steigen und die Funken fliegen – welch ein Erlebnis! Wenn dann – erstaunlich schnell – das Sonnwendfeuer heruntergebrannt ist, darf man traditionell über die Glut springen, was Glück für die Zukunft bedeuten soll. Ursprünglich sprangen die mutigsten jungen Männer über die glühenden Kohlen, um anwesende Mädchen zu beeindrucken. Glaubt man den Überlieferungen, so fand dann tatsächlich innerhalb eines Jahres die Hochzeit mit der Angebeteten statt. Auch heute noch springen viele Anwesende über die Glut, sogar Vaterstettens verstorbener Altbürgermeister Martin Berger tat dies vor Freude über den herzlichen Empfang in Allauch bei seinem allerersten Besuch. Dass dieser Sprung auch Glück für die Partnerschaft Vaterstetten-Allauch brachte, davon zeugen die vergangenen 38 Jahre.
Den feierlichen Abschluss der Festwoche bildet dann am Sonntagvormittag ein wunderschöner großer folkloristischer Umzug mit Pferd- und Eselsgespannen aller Art, wobei alle Teilnehmer in Tracht gekleidet sind. Danach findet um 12:00 Uhr eine Auktion in provenzalischer Sprache statt, „la vente du gaillardet“ – der Verkauf eines reich verzierten Pferdezaumzeugs für einen guten Zweck. Auch der jedes Jahr neu gestaltete St. Jean –Teller wird nun vom Festkomitee zum Verkauf freigegeben. Die „Grande cavalcade“, ein Reiterumzug mit prächtig geschmückten Pferden und Wagen sowie am Abend ein Aperitif und Aioli-Essen (gekochtes kaltes Gemüse mit sehr viel Knoblauchmayonnaise) in allen Bars und Restaurants von Allauch beenden die Festwoche zur Sommersonnenwende. Wie schade, dass auch diese schöne Veranstaltung in diesem Jahr ausfallen wird!

Sehenswerte Kulturhauptstadt der Provence – Allauch

Am 07. April dieses Jahres wurde die Gemeinde Allauch als „Kulturhauptstadt der Provence“ ausgezeichnet!  Aus 119 Bewerbern der Region Boûches du Rhône wurden nur 4 Gemeinden ausgewählt, und wir sind stolz, dass unsere Partnergemeinde dazugehörte. Diese Ehrung entspricht – allerdings in viel kleinerem Rahmen – dem Titel der „Kulturhauptstadt Europas“ , wie er vor wenigen Jahren der Stadt Marseille zugesprochen wurde.

Die Aufrechterhaltung der provenzalischen Traditionen war dem Allaucher Bürgermeister und den Allaucher Bürgern schon immer sehr wichtig, und so gibt es im Laufe des Jahres regelmäßig wiederkehrende und auch immer wieder neue kulturelle Veranstaltungen, die von zahlreichen Vereinen und Ehrenamtlichen organisiert werden. Festumzüge in provenzalischer Tracht mit Ansprachen in provenzalischer Sprache, Malerei, Musik, Strassenkunst, Freilichttheater, Ausstellungen, der Tag des Esels, der Abstieg der Hirten mit ihren Schafen am 24.12. von der Kapelle Notre Dame du Château – unzählig sind die regelmäßigen Höhepunkte in Allauch. Dazu gehört natürlich auch die beeindruckende „Welt der Santons“ des Künstlers Gilbert Orsini, die alljährlich in dem ehemaligen Elektrizitätswerk zur Advents- und Weihnachtszeit viele Besucher anzieht – genau  wie die Orsini-Santons in unserer Weihnachtskrippe in Vaterstetten.

Und nun hat auch noch der „Guide Michelin“ Allauch mit einem * versehen, damit jeder weiß, was wir schon lange wissen: dass Allauch mit seiner wunderbaren Lage zwischen Marseille und Aix-en-Provence immer wieder eine Reise wert ist! 
Wir gratulieren unseren Partnern und Freunden sehr herzlich zu diesen beiden Auszeichnungen!